Am 2.11.16 findet die dritte Leipziger Rede im Neuen Rathaus statt. Eine wichtige Veranstaltung über Rassismus in Leipzig.

Warum die Leipziger Rede?

Im Aufruf heißt es „Die „Leipziger Rede“ ist eine Plattform, die den Anspruch Leipzigs, eine weltoffene und tolerante Stadt zu sein, einem Realitätscheck unterzieht.“ Dabei kommen Rassismus-Betroffene zu Wort und erzählen von ihren Erfahrungen, Unbewusstes soll bewusst gemacht werden.

Nicht nur Übergriffe auf Geflüchtetenheime oder bis vor einiger Zeit regelmäßige rechtspopulistische Demos wie Legida zeigen die Notwendigkeit einer solchen Veranstaltung. Anlass ist vor allem der sechste Todestag Kamal Kilades, welcher am 24.10.2010 direkt am Hauptbahnhof Leipzig von zwei Nazis mit mehreren Messerstichen ermordet wurde. In Leipzig ist Kamal K. somit das achte Todesopfer rechts-motivierter Gewalt seit 1990. Neben den Reden selbst wird es auch eine Ausstellung zu den Opfern rassistischer Gewalt in Leipzig geben.

Ach Leipzig, ich weiß ja auch nicht.

Mein Verhältnis zur Stadt ist zwiespältig. Wohne ich einerseits gerne hier, genieße (Sozio)kultur und vor allem das Beisammensein mit Freund*innen und all die Möglichkeiten meine Ideen in die Tat umzusetzen, hab ich meist null Bock auf Konfrontation im „öffentlichen Bereich“, wenn ich mal wieder nur als Ausländerin abgestempelt werde oder merke, dass Leute keinen Hehl um ihre abwertende Haltung machen.

„Ich bin gegen Nazis“ und das war’s dann auch schon

Es reicht nicht zu sagen, dass man sich für besonders „weltoffen“ hält oder gegen Nazis sei, dann aber angesprochenen Rassismus für übertrieben hält (Stichwort „Hab dich nicht so“) oder meint, dass beispielsweise Rassismus ein gaaanz schlimmes Problem der amerikanischen Polizei sei, während man die Situation schwarzer Menschen in Deutschland ignoriert.
Ich kann es nicht oft genug wiederholen, aber nur weil man von etwas nicht betroffen ist, bedeutet das nicht, dass es nicht existiert. Du hast als weißer Sachse noch keinen Rassismus erlebt? Oh herzlichen Glückwunsch.Man kann noch so oft zum bunten Kerzenmarsch gehen und trotzdem bewusst oder unterbewusst Rassismus reproduzieren. Anti-rassistisches Verhalten entspricht keinem Gutscheincoupon, den man einmal einlöst, um dann zig Mal freizufahren. Ich bin kein Fan davon, Fortschritte oder neue Erkenntnisse als „Glückwunsch, willst du eine Medaille dafür, dass nicht scheiße bist“ abzutun, aber noch weniger will ich, dass Leute sich als sonst was betiteln, nur um dann Perspektiven, für die sie sich vermeintlich einsetzen, als illegitim zu beschreiben. Denn das fühlt sich wie eine Farce an.

Was erwartet euch?

Bei der Leipziger Rede wird der ganze Abend von Rassismus-Betroffenen gestaltet sein. Auf dem Podium haben wir vier asiatischstämmige Speaker*innen, ich moderiere. Alle werden von ihren Rassismus-Erfahrungen (vor allem in Leipzig) sprechen, jede Rede wird anders sein. Zwischendurch gibt es Musik. Die ganze Veranstaltung findet im Neuen Rathaus statt, um dem Charakter der ganzen Sache auch etwas Symbolisches hinzuzufügen. Fakt ist, dass es nicht um ein heiteres Thema geht und man beschwingt aus dem Saal spazieren wird, aber so ist es auch nicht angedacht. Betroffene sollen Gehör finden, sie und ihre Probleme sichtbar gemacht, Verhalten überdacht werden.

Ich würde mich freuen, ein paar von euch zu sehen!

Hard Facts

3. „Leipziger Rede“
Dienstag, 1. November 2016
Neues Rathaus, Martin Luther-Ring 4
Einlass: 18.30 Uhr
Beginn: 19.00 Uhr
Eintritt: frei

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