Mein dritter Reisetagebuch-Eintrag aus den USA. Dieses Mal mit der Pierce County-Edition, als ich im Botanical Garden und auf der Washington State Spring Fair war und einem weiteren Ausflug nach Seattle mit dem besten Laden der Welt.

Hier geht es zum ersten Teil des Reisetagebuchs: Portland-Edition und hier zum zweiten Teil: Seattle-Edition. Wer zu faul zum lesen ist, kann sich auch die von mir vorgelesene Version anhören.

Botanical Garden

Sein Bruder baut in seiner Freizit alle möglichen Pflanzen an und erzählt mir, was wir verpassen, da wir nicht im Sommer hier sein werden und somit nichts vom Obst aus dem Garten bekommen. Noch ein Grund, nächstes Jahr im Sommer zu kommen! Wir fahren in den botanischen Garten, der direkt in den Wald reingebaut wurde. Hier habe ich keine Probleme mit der Allergie, da im Evergreen State nur Nadelbäume wie Tannen und Zedern wachsen. Als Museumsfans schauen wir uns das Bonsai Museum an und spazieren durch den botanischen Garten, der abgeschirmt zwischen den Bäumen liegt. Parks und Gärten waren bisher ja das äußerste, was mich an Natur interessierte, doch je länger ich hier bin, desto mehr merke ich, dass es mir gefällt durch Wälder zu laufen. Vielleicht liegt es daran, dass es so ruhig ist und man mit seinen Gedanken allein ist. Vielleicht auch daran, dass hier alles so sauber ist. Keine Graffiti und vor allem kein Müll. Das nehmen die Washingtoner sehr ernst, wer Müll rumwirft, kann jederzeit angezeigt werden. Schmeiß eine Zigarette aus deinem Auto und rechne mit einem Bußgeld von 101$. So wirklich rauchen tun aber die wenigsten. Z hat schon gesagt, dass anders als in Deutschland, wo Rauchen als cool gilt, es in den USA ziemlich verpönt ist. Selbst wenn es nicht illegal (ja so steht das auf den Kein-Müll-Schildern) wäre, würde man hier also keine Zigarettenstummel auf dem Boden finden. Im Fernsehen habe ich auch immer wieder einen Werbeclip gesehen, in dem die schwarze Protagonistin erzählt, dass die Tabakindustrie gerade bei armen Minderheiten Fuß fassen will und das nicht zugelassen werden darf. Der Clip endet mit der Aussage, dass rauchen uncool ist. Tabakwerbung, die sich an junge Menschen richtet, ist sowieso verboten. Ich kann mir nicht vorstellen, wie man reagieren würde, zündete sich hier im Garten jemand eine Zigarette an.

Wir laufen durch den Rhododendron-Bereich, das Gewächshaus, die Teich-Anlage und kommen zum Alpen-Garten. Pierce County, also der Bezirk, in dem wir wohnen liegt direkt vor der Kaskadenkette. Egal wo man hinschaut, die riesigen Berge sind immer zu sehen. Es ist also so, als würde man vor den Alpen wohnen, nur, dass die Kaskadenkette aus aktiven Vulkanen besteht. Der größte Berg, Mt. Rainier, ist das letzte Mal 1894 ausgebrochen. Mt. St. Helens hingegen spuckte erst 2008. 1980 kam es durch diesen Vulkan sogar zum tödlichsten Ausbruch in der Geschichte der Vereinigten Staaten. Zs Mom sagt, dass die Asche alles im Ort wie Schnee bedeckte, obwohl dieser Berg ja 300km weit weg liegt. Durch die ganzen Erzählungen und die Präsenz der Berge, habe ich ziemlich große Lust, in den Mt. Rainier Nationalpark zu fahren, allerdings lohnt sich das nur bei klarem Wetter. Gerade im April kann man das aber schlecht voraussagen. Die Gegend ist eh für den Dauerregen bekannt. Wir haben irgendwie Glück, das immer wenn wir etwas unternehmen oder wegfahren auch die Sonne rauskommt. Mt. Rainier Nationalpark muss also warten und kommt somit genauso wie das Obst aus dem Garten auf die To-Do-Liste für den nächsten Sommer.

Washington State Spring Fair

Ich liebe es, Achterbahn zu fahren. Nebenan in Federal Way gibt es einen Achterbahn- und Wasserrutschenpark, doch leider öffnet dieser erst drei Tage nach unserem Abflug. Fast jeden Tag, wenn wir Zs besten Freund besuchen oder einkaufen fahren, kommen wir an den Rutschen und Achterbahnen vorbei und ich kann mit dem Seufzen nicht aufhören. Daher ist es tröstend, dass am Wochenende die Washington State Spring Fair ist. Das ist wie eine Kirmes nur in cooler und größer und nicht besoffen. Auf dem Weg dorthin rufen uns zwei 16-jährige zu, dass wir ein „cute couple“ sind. Ich finde uns auch süß. Wir treffen Zs besten Freund, seine Frau und seine Kinder. Der erste Stopp soll Essen sein und so kommen wir an zig Buden vorbei. Alles wäre weniger stressig, wenn im Hintergrund nicht die Monstertruckshow liefe, die pro Person 38$ extra kostet. Sie findet statt, obwohl vor ein paar Jahren ganz in der Nähe ein Kind bei einer derartigen Show ums Leben kam. Zwischen Lärm und Leuten entscheiden wir uns für ein Pfund (ja echt) Curly Fries, nebenan gibt’s Bratwurst. Manche Leute kaufen tatsächlich auch die „Deep Fried Butter“ oder eine große Scheibe Schinken zum Snacken. Mit einem Rummel oder Kirmes ist die Größenordnung nicht zu vergleichen, da das Gelände einfach riesig ist und es z.B. fünf große Achterbahnen gibt. Unter ihnen auch eine große Holzachterbahn, die bis spät in die Nacht fährt. Dementsprechend ist es aber auch voll, da es sich im Dunkeln und bei 24°C am schönsten fährt. Die Schlangen sind so lang, dass es sich nicht lohnt anzustehen. Für mich wird es in diesem Urlaub einfach keine Achterbahnfahrt geben, schon gar nicht, wenn niemand mitfahren möchte. Meine Überredenskünste reichen allerdings fürs Riesenrad und das Feuerwerk von ganz oben zu betrachten, ist eine mindestens genauso schöne Erinnerung.

Nochmal in Seattle und der beste Laden der Welt

Kein Urlaub ohne Naturkundemuseum und so machen wir uns nochmal auf nach Seattle, um in das Pacific Science Center zu fahren. Ich bin ganz gespannt, da es neben den Ausstellungen auch mehrere IMAX-Kinos, ein Planetarium und ein Schmetterlingshaus und Dinos gibt. Dinos sind ja immer ein sehr starkes Argument. Ein paar Stunden später haben wir dann alles gesehen und fühlen uns auch ein wenig schlauer. Abgesehen von Capitol Hill habe ich noch nichts vom „alternativen“ Seattle gesehen. Das soll an diesem Tag geändert werden, sodass wir nach Fremont fahren. Zs bester Freund erzählt von der Lenin-Statue Seattle, die durch einen Lehrer aus Issquah in der Slowakei auf einem Schrottplatz gefunden wurde. Der Lehrer kaufte die Bronzestatue für sich, nach seinem Tod sollte sie in Fremont eingeschmolzen werden und wurde stattdessen aufgestellt. So kann’s gehen.

Die anderen trinken den besten Kaffee der Stadt und ich probiere auch, da ich in der Kaffeehauptstadt der USA natürlich nichts verpassen will. Schon gar nicht wenn es so etwas wie Kokossahne gibt. Dass die Kaffeekultur im pazifischen Nordwesten sehr ausgeprägt und wegweisend ist mag in Deutschland sicher niemand glauben. Zum Essen und Alltag gibt es aber nochmal eigene Beiträge.Fremont bietet auch zahlreiche Cafés, ich kaufe Kuchen im Wert von 15$ und unsere Freundin N sagt, dass das dicke Stück Birthday Cake wohl des beste Kuchen ist, den sie je hatte. Das trifft auch fast auf meine Teile zu. Für einen Platz in den Top 3 reicht es allemal.
Der letzte Stop des Tages ist ein Vintage Laden, den ich vorschlage. Das Schild zeigt auf einen kleinen Treppenabgang und wir rechnen mit einem kleinen süßen Laden. Tatsächlich werden wir aber erschlagen von einem riesigen Markt, der Zeug aller möglichen Epochen hat. Es reiht sich Kleiderstange an Kleiderstange, alte Biologie-Lehrkarten hängen an der Wand, in der Mitte gibt es Platten, Postkarten, Kunstdrucke und Möbel. „I could stay here for hours“ sage ich und ernte Nicken. Doch die Zeit sitzt im Nacken und unsere Freunde müssen bald daheim bei den Kindern sein. Es beginnt ein hektisches Wuseln durch alle Etagen des Ladens, um auch keinen Schatz zu verpassen. Mit Fremontshirt, Dino-Stempel und Kaffee-Baumkunstdruck stellen wir uns dann an die Kasse. Eine Ausbeute, die diesen Tag gut wiederspiegelt.

Post a Comment

We respect your privacy and will not publish your personal details.

*