Es folgt der zweite Teil des Vietnam-Reisetagebuchs. Lest nach dem Sprung, warum Lärm stets präsent war, wie ein erstes Wiedersehene lief und schaut euch die Bilder an.

5 Uhr morgens in Hanoi.
Vor ein paar Stunden hiefte ich mich ins Bett und versuchte zu schlafen. Mittlerweile kräht ein Hahn. Ich drehe mich um. Und wieder um und wieder um.
6 Uhr morgens.
Leute fangen an, wild durcheinander zu reden, Mopeds hupen in einer Tour. Es wird Musik gespielt und obwohl meine Fenster geschlossen sind, höre ich alles ziemlich laut. Das kann doch nicht wahr sein. Es ist 6 Uhr morgens und der Tag hat anscheinend begonnen.
Ein Snack-Fahrrad zieht vorbei und eine nervtötetende Ansage ertönt. Monoton preist eine Stimme die zu verkaufenden Lebensmittel an. Später stelle ich noch fest, dass jedes Snack-Fahrrad Hanois unabhängig voneinander ein und dieselbe furchtbare Ansage benutzt – mein Urlaubs-Horror-Geräusch. Plötzlich dreht jemand das Radio auf, scheinbar soll das ganze Viertel beschallt werden. Zu allem Überfluss startet jemand vietnamesische Popmusik, der Gesang setzt ein. Ich gehe auf den Balkon und sehe einen Mann, der riesige Boxen vor sich herschiebt und dabei in ein kabelloses Mikro singt.
Genervt stapfe ich eine Etage runter zu meiner Oma und frage, was es mit dem Lärm auf sich hat. Mir wird gesagt, dass jeden Tag vor unserer Haustüre der Markt aufgebaut und das Radio so aufgedreht wird, damit alle davon etwas mitbekommen. Der singende Mann sei eine Art Straßenmusiker, der seine Boxend durch die Gegend schieben durch das Viertel läuft. Niemand beschwert sich gegen den Lärm, denn das sei normal. Prima – mein Handy-Wecker kann für die nächsten zehn Tage also ausgeschaltet bleiben, den Job übernehmen die Snack-Fahrräder.
Kurze Zeit später sitze ich wieder am Küchentisch und meine Oma setzt mir ein Oatmeal vor. In Vietnam ist es nämlich üblich, warm zu frühstücken. Ich weiß, sie meint es nur gut, aber warmer Haferschleim ist nicht so mein Ding. Ihr zu liebe drücke ich es mir aber rein. Plötzlich steht mein Onkel in der Tür und möchte mich für den ersten Ausflug abholen, schließlich habe ich hier viele Verwandte, darunter drei Großeltern-Paare und sie alle möchten besucht werden. Also schaufel ich mir schnell den Rest Oatmeal rein und steige ins Auto.
Draußen ist es heiß, im Auto furchtbar kühl und der Verkehr ist rasant. Um zu meinen Großeltern zu kommen, müssen wir eine relativ lange Strecke innerhalb der Stadt zurücklegen und schon nach den ersten Metern, wäre ich lieber in einer Achterbahn, wo die Fahrt zwar turbulent, aber wesentlich kontrollierter scheint. Zig Mal scheinen uns Mopeds gerade so von der Motorhaube gewichen zu sein. Mir wird schlecht, mein Onkel lacht. Er hat ja die Hupe und wann immer er kann, betätigt er diese.
Wir steigen aus und mir ist immer noch schlecht. Auch bei meinen anderen Großeltern ist um diese Uhrzeit Markt. An einem Stand greift eine Frau in einen Eimer und zieht einen zappelnden Fisch raus. Mein Opa freut sich, mich nach Jahren wiederzusehen, doch es bleibt keine Zeit für eine lange Umarmung. Jetlag, Hitze, Oatmeal und der Straßenverkehr in Hanoi sind eine schlechte Kombi. Ich renne zum nächsten Teich und übergebe mich. So sollte die Begrüßung nach einem langen Wiedersehen eigentlich nicht laufen.

 

 

 

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