Kälte und Blasenentzündung – was für eine Kombi. Dabei kann ein Infekt nicht nur durch Kälte, sondern vor allem durch Sex ausgelöst werden. Es folgt ein bisschen Aufklärung.

Einmal gehabt, immer anfällig.

Es ist so: Für das typische Festival-Erlebnis bin ich mir einfach „zu schick“. Dabei nehm ich die Konzerte total gerne mit – wenn ich dafür in einem Hotel schlafen kann, denn Camping ist ein rotes Tuch für mich. Nur einmal war ich so wirklich zelten und das war bei meinem ersten Festival. Mal abgesehen davon, dass es nachts mega kalt und tagsüber mega heiß war, sind wir zum Duschen in ein 3km entferntes Schwimmbad, unsere Zeltnachbarn waren Freiwild-Fans und der ganze Müll regte mich auf. Als seien diese Erinnerungen nicht genug, habe ich auch noch ein dauerhaftes Anhängsel: Eine Schwäche für Blasenentzündungen.

Ich schob alles auf die Kälte beim Campen, tatsächlich war es wohl eine Mischung daraus und Unwissen über die kurze Harnröhre einer Frau*. Disclaimer: Schreibe ich von Sex, dann ist Penetration gemeint.

Nicht meine Hausärztin oder sonst wer klärte mich darüber auf, dass nicht die nackten Füße auf den Fliesen, sondern Penetration die unfaire Hauptursache für Blasenentzündungen bei Frauen* ist. Ja, es wurde sich schon etwas dabei gedacht, als die Blasenentzündung auch Honeymoon Zystitis genannt wird.

Die fehlende ärztliche Aufklärung

So wie ich Kälte oder Unterkühlung als Hauptursache für Blasenentzündung ausmache, tun es viele Mädchen* und Frauen*. Leider musste ich die Erfahrung machen, dass behandelnde Ärzt*innen dahingehend einfach nicht genug aufklären. Nach meiner ersten schweren Blasenentzündung (ich war 16) erwähnte meine Hausärztin Sex mit keinem einzigen Wort, obwohl das die Hauptursache für Blasenentzündung bei jungen Mädchen ist. Sie gab mir keine präventiven Tipps und so verhielt es sich auch mit meiner ersten Frauenärztin, die ich in Leipzig hatte. Ich weiß nicht, woran es liegt, aber Geschlechtsverkehr wird während der Behandlung einfach nicht mit der Krankheit in Zusammenhang gebracht, obwohl Ärzt*innen hier ja eine gewisse Verantwortung tragen. Stattdessen habe ich oft willkürlichen Umgang erleben müssen.

Das Thema liegt mir so am Herzen, weil ein Urologe meine Beschwerden nicht ernstgenommen und seine rassistische Schwester mich trotz Termin weggeschickt hat und aus der Blasenentzündung eine Nierenbeckenentzündung wurde. Gott. Ich will das nie wieder haben und wenn ich daran zurückdenke, dann werde ich einfach nur sauer, denn ich sagte dem Arzt, dass das Pulver-Antibiotikum bereits mehrmals nicht wirkte. „Dieses Mal bestimmt.“ Halt die Fresse.

Wie der Infekt entsteht

Verabschiedet euch also von dem Gedanken, dass lediglich das Sitzen auf einem kalten Stein die Ursache für eine Blasenentzündung ist. Meist entsteht eine Blasenentzündung durch Darmbakterien, die in die Harnröhre gelangen. Von dort aus steigen sie in die Blase, diese entzündet sich. Dieses „Aufsteigen“ kann Männern eher weniger passieren. Da Männer eine lange Harnröhre haben, können Bakterien besser „ausgespült“ werden. Vor allem Männer, die Analsex haben, sind einem höheren Risiko ausgesetzt. Frauen sind aber dennoch viel häufiger von Blasenentzündungen betroffen. Oftmals ist auch die Harnröhre entzündet, sodass von einem Harnwegsinfekt die Rede ist.

Was hat das jetzt alles mit Sex zutun?

Durch die mechanische Reibung beim Sex und der Nähe von Scheide und Harnröhre können Darmbakterien leicht in diese gelangen. Sie werden sozusagen „transportiert“. Dementsprechend sollte es auch vermieden werden nach einem Toilettengang „von hinten nach vorne“ abzuwischen, da auch so de Darmbakterien in die Scheide gelangen können.

This is not a drill: Geh nach dem Sex aufs Klo!!

Um einen Harnwegsinfekt zu vermeiden, sollte man nach dem Sex sofort aufs Klo gehen. Sofort, sofort. Natürlich ist es schöner nach dem Sex gleich zu kuscheln oder einfach erstmal liegen zu bleiben. Noch schöner ist es aber keine Blasenentzündung zu riskieren und somit weiterhin Sex haben zu können, statt bei jedem Toilettengang das Gefühl zu haben, durch Rasierklingen zu pinkeln und elende Bauchschmerzen zu haben.

Prävention

Wer den Klo-Tipp verfolgt, macht schon mal einiges richtig. Natürlich ist jeder Körper anders. Meine neue Frauenärztin hat sich dem Thema gleich angenommen und sagte, dass an Sex-reichen Tagen auch das Trinken von Cranberry-Saft gut als Prävention ist. Generell ist reichliches Trinken und natürlich warmhalten wichtig.

Wenn es doch zu spät ist

Eine Blasenentzündung kann man nicht nicht bemerken. Symptome wie häufiges Gefühl zu müssen, wobei dann doch nichts kommt, Bauchschmerzen und Ziehen bis hin zu Schmerzen beim Wasserlassen sind ganz eindeutig. Manchmal ist auch Blut im Urin. Ich würde immer sagen, dass der Ganz zum Arzt oder zur Ärztin das richtige ist. Ob ein Antibiotikum oder doch nur Uvalysat-Tropfen zum Einsatz kommen, kann diese*r am besten entscheiden.

Illustration von Han Le, checkt ihr Insta hier – Danke <3

16 Comments

  • Emma sagt:

    Ich erinnere mich noch daran wie ich nach gleichzeitiger Pilz UND Blaseninfektion zum Frauenarzt gerannt bin nur damit sie mir dann erst erzählte dass ich nach dem Sex pinkeln gehen sollte. Als sie mir die Pille (damals) vor über einem halben Jahr verschrieb hielt sie es anscheinend nicht für nötig dies zu erwähnen. Ich fand es danach auch jedes mal lächerlich wenn in Filmen und Serien die Hauptdarstellerin einfach liegen bleiben/einschlafen. Es wissen soo wenige Mädchen dass der Gang zum Klo unfassbar wichtig ist. In diesem Sinne danke für diesen Beitrag ??

    • Nhi Le sagt:

      Hey Emma!

      Danke für den Kommentar. Ich weiß genau wie es ist, wenn die Infos zu spät kommen.
      Der angesprochene Punkt mit den Filmen ist auch total wahr und wurde im Zuge des Verfassens von einigen Freundinnen ebenfalls
      angesprochen. „Läuft das jetzt einfach runter oder behält der Typ sein Kondom auf?“ Berechtigte Fragen!

      Liebe Grüße

  • Jan F. sagt:

    Wichtig anzumerken ist aus meiner persönlichen Erfahrung auch, dass nicht nur durch die ‚klassische‘ Penetration, sondern auch durch Aktivitäten mit Fingern oder Mund die entsprechende Übertragung von Darmbakterien in Richtung Harnröhre stattfinden kann. Hier hilft Aufpassen/Disziplin – konkret zum Beispiel, indem man verschiedene Hände für verschiedene Sachen benutzt. Das kann natürlich nie 100%ig klappen – im Zweifel gilt es, lieber eine kurze Pause zum Händewaschen/Desinfizieren einzulegen, als eine Infektion zu riskieren.

    • Nhi Le sagt:

      Hey Jan!

      Da hast du natürlich voll Recht, denn die Darmbakterien sind ja unterschiedlich „transportierbar“. Ich finde auch, dass man sich die Zeit zum zwischendurch Händewaschen oder Abwaschen im Allgemeinen nehmen sollte, wenn man an verschiedenen Körperbereichen tätig ist.

  • Julia sagt:

    Meine Frau Doktor sagt mir auch immer, das sei normal und es helfe nur Wärme und eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr. Danke für die Tipps, ich werde sie probieren. Und jetzt googel ich erstmal „Uvalysat“…
    Danke für Deinen Text.
    LG Julia

    • Nhi Le sagt:

      Hey Julia!

      Vielen Dank für deinen Kommentar! Uvalysat sind Tropfen, die ich bei Anzeichen zur Blasenentzündung nehme.
      Dadurch, dass ich so oft eine hatte, werde ich beim kleinsten Anzeichen schon immer vorsichtig und ziehe dann das ganze Tee- und Wärmflaschenprogramm durch und nehme zusätzlich Uvalysat. Danach Googlen ist eine gute Idee und falls es mal dazu kommt, gibt es bestimmt auch Hilfe in der Apotheke.

      Liebe Grüße!

  • Alisa sagt:

    Hey Nhi, danke dass du auf dieses Thema aufmerksam machst. Ich könnte dazu tagelang und meterlange Texte verfassen. Die ärztliche Behandlung (sogar auch durch Urologen!) ist ein großer Scherz. Ich rate allen Leidgenossen sich ausführlich im Internet zu informieren (natürlich steht hier auch viel Quatsch drin). Es gibt so viele gute Ratschläge zur Prävention und Behandlung, die nichts mit Antibiotikum zu tun haben. Das ist echt schlimm, wenn man immer wieder nur ein Antibiotikum bekommt und sich deshalb das schmerzhafte Ritual alle 4-8 Wochen wiederholt. Und: Für jeden Körper führt eine andere Strategie zum Erfolg. Wenn das hier jemand liest und Austauschbedarf hat, ich teile meine eigenen Erfahrung nur zu gerne und bin froh, wenn dadurch der einen oder anderen etwas erspart bleibt.

    • Nhi Le sagt:

      Hallo Alisa!

      Danke für den lieben Kommentar.

      Tatsächlich hat der Urologe mich damals auch nicht abgeklopft und somit die aufkommende Nierenbeckenentzündung einfach übersehen.
      Er hat auch einfach das Pulver-Antibiotikum verschrieben, obwohl es vorher auch nicht funktioniert hat.

  • […] Geschrieben: Sonntag ging der Artikel über Blasenentzündung online und ich habe wirklich eine Menge Reaktionen darauf bekommen. Es freut mich, dass ich so vielen damit helfen konnte, gleichzeitig ärgert es mich natürlich auch, dass scheinbar so viele Ärzt*innen ihre Patientinnen unaufgeklärt lassen, wenn es um Sex als Ursache für die BE geht. Es kamen eine Menge weitere Tipps rein, wie z.B. den Wechsel von Polyester-Panties zu Baumwolle oder spezielle Tees und Pulver. Super gut, dass auch auf meiner FB-Seite ein reger Austausch stattfand. Lest den Artikel hier. […]

  • Nicole sagt:

    Ich hab die Erfahrung gemacht, dass scheinbar ein etwas „unvorsichtiger“ Analverkehr zu einer Blasenentzündung geführt hat. Soweit ich mich erinnern kann, war das bis heute auch meine einzige Blasenentzündung. Nach dem Sex geh ich immer aufs Klo, weil ich ganz einfach muss. Scheint bis jetzt gut funktioniert zu haben. 🙂

    • Nhi Le sagt:

      Hallo!

      Davon habe ich noch nichts gehört, allerdings ist es klar, dass man beim Wechsel von anal zu vaginal sehr vorsichtig sein muss.
      Kondome und Zeit nehmen zum Waschen sind wichtige Fatoren.

      Mit dem Klogang machst du aber auf jeden Fall alles richtig!

  • Sagichnicht sagt:

    Meiner Meinung nach spielt neben dem Sex auch das häufige Waschen mit Seife eine Rolle, denn das zerstört das saure Klima in der Scheide, das sonst recht effektiv die Bazillen zerstört. Da ich mich jedes Mal vor und nach dem (gerade am Anfang einer Beziehung) häufigen Sex mit Seife gewaschen habe, hatte auch ich in jungen Jahren meine erste und einzige Blasenentzündung.
    Ich las dann von dem Zusammenhang mit Seife. Und da die Sekrete, die beim Sex im Spiel sind, auch recht gut mit warmen Wasser abgewaschen werden können, verwende ich seitdem Seife nur noch ganz sparsam und nicht jedes Mal. Voilà, nie wieder was gewesen!

    • Nhi Le sagt:

      Hallo!

      Guter Einwurf, tatsächlich muss man seine Schade gar nicht mit Seife waschen. Du hast also Recht: Die häufige Anwendung schadet der Flora.
      Somit wird man auch anfälliger für Pilze usw.

  • Janina sagt:

    Ich habe noch genau die Worte meiner Oma im Kopf: „Kind, du bist zu dünn angezogen und wenn du noch länger da auf dem kalten Boden sitzt bekommst du eine Blasenentzündung!“. Ach, Oma! Ich gehöre zu den wenigen Menschen, die tatsächlich noch nie eine Blasenentzündung hatten, worüber ich super froh bin. Trotzdem ärgert es mich, dass man gefühlt nirgends darüber aufgeklärt wird, dass Sex und Blasenentzündung in Zusammenhang stehen können. Ich erinnere mich, dass ich total überrascht war, als ich das eher per Zufall vor noch gar nicht allzu langer Zeit von einer Freundin erfahren habe. Mein Frauenarzt hat nie ein Wort darüber verlauten lassen. Da muss sich generell noch einiges tun, damit man selbst auch bessere Vorkehrungen treffen kann. Denn so unangenehme und schmerzhafte Erfahrungen wie du sie gemacht hast wünscht man wirklich keinem 🙁

    • Nhi Le sagt:

      Hallo Janina!
      Danke für den Kommentar! Ich glaube, dass ich ähnliches auch von Oma und Mama schon gehört habe.
      Deinen Ärger verstehe ich natürlich, aber gut, dass deine Freundin dir das weitergegeben hat. Schade, dass es eben nicht von deinem FA kam.

      Viele liebe Grüße!

  • […] ist nicht das erste Mal, dass wir zusammenarbeite. Sie hat 2017 schon die Grafik für einen meiner Blogartikel sowie eine Grafik für meinen Vortrag über Frauen- und Mädchenmagazine erstellt. Außerdem haben […]

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